Wenn wir am Wochenende aus der Wachau nach Hause fahren oder von der Toskana zurückkommen, ist unser Kofferraum nicht selten voll mit edlen Weinen. Oder der Winzer unseres Vertrauens hat gerade die Lieferung für die nächsten Monate vorbeigebracht. Das sind dann schon ein paar Flaschen mehr, und es stellt sich die Frage nach der optimalen Lagerung.
Dabei sind stets sehr unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bringen. Erstens das Platzproblem. Wein, egal, ob in Kisten, Kartons, flaschenweise in Regalen oder in Klimaschränken, braucht Platz. Viel Platz in der Regel. Also wandert der Großteil der Bestände in die Garage oder den Keller, wobei der Keller natürlich aus mehreren Gründen vorzuziehen ist. Im Keller sind die Temperaturunterschiede nicht so hoch. Das ist essentiell, denn während es im Weingarten (also vor der Weinlese) so ist, dass das Aroma im Wein davon profitiert, wenn es tagsüber warm und in der Nacht kühl ist, wäre das für den Wein -–sobald er in Flaschen gefüllt ist – der sichere Tod. Die wesentlichen raumklimatischen Bedingungen für perfekte Weinlagerung sind relativ klar und einfach: Für die Lagerung bekommt dem Wein ein kühler, feuchter Keller am besten, der geruchsneutral, dunkel und erschütterungsfrei sein sollte. Ideal für die Weinlagerung ist eine Durchschnittstemperatur von 10-12 Grad Celsius. Das schreibt jedenfalls das Deutsche Weininstitut und liegt damit natürlich völlig richtig. Kühl, weil die Temperatur eine beruhigende und konservierende Wirkung auf den Wein hat. Unabhängig davon, ob Rot-, Weiß-, Rosé-, Orange-, Schaum- oder Süßwein gelagert wird. Feucht soll er auch sein, der Keller. Wobei „feucht“ klarerweise nicht bedeutet, dass nach ein paar Wochen die Etiketten von den Flaschen schimmeln. Die Feuchtigkeit ist vor allem für korkverschlossene Weine wichtig, damit die Korken nicht austrocknen. Das würde dazu führen, dass sie durch Wasserentzug an Volumen verlieren und undicht werden können. Fatal ist das aus zwei Gründen. Erstens kann Wein nach außen und zweitens Luft nach innen dringen. Beides Effekte, die alles andere als wünschenswert sind.
Noch ein Wort zur Lage im Lager, zur ewigen Diskussion, ob Flaschen liegen oder stehen sollen. Auch hier gilt wieder: Wenn sie mit einem Kork verschlossen sind, müssen sie liegen. (Ich halte mich an dieser Stelle raus und äußere mich nicht zur Diskussion über diesen fehleranfälligen, völlig veralteten und hochriskanten Flaschenverschluss). Auch das hat damit zu tun, dass die Korken nicht austrocknen sollen und dürfen.
Der Keller eignet sich auch aus einem weiteren Grund. Er ist in der Regel dunkel. Licht ist bei der Weinlagerung auf alle Fälle zu vermeiden. Probieren Sie es aus. Kaufen Sie im Supermarkt zwei Flaschen billigen Weißwein. Am besten einen in einer durchsichtigen Glasflasche. Dieser Versuch ist übrigens der einzige Grund, Wein in durchsichtigen Flaschen zu kaufen. Sonst: Finger weg. Nicht einmal in Erwägung ziehen. Stellen Sie dann eine der beiden Flaschen in den Keller, die andere aufs Fensterbrett. Nach zwei Monaten stellen Sie die beiden Flaschen nebeneinander und Sie werden verblüfft sein, wie groß der Unterschied ist. Die Fensterflasche ist deutlich dunkler, das Grüngelb wird sich in ein sattes Strohgelb verwandelt haben. Ach ja, noch was. Der Keller sollte natürlich möglichst geruchsfrei sein. Das sind die Keller nie, das ist mir schon klar. Was aber gar nicht funktioniert: Räume, in denen auch Speck und Schinken von der Decke hängen, Kellerabteile, die gleich neben dem Heizungsraum liegen und nach Heizöl, Kohle oder sonst was riechen. Einfach ein normaler, fensterloser, möglichst geruchsneutraler Raum, der nicht zu trocken ist und Sie werden jahrelang Freude an Ihren vinophilen Schätzen haben. Wenn Sie es schaffen, die Weine auch wirklich reifen zu lassen. Es ist eine heimische Unart, Weine möglichst jung, spritzig und am absoluten Beginn ihrer Laufbahn zu trinken. Österreichische Rieslinge können 20 bis 30 Jahre alt werden und entwickeln erst nach mindestens 5 Jahren ihr Potential. Versuchen Sie es und geben Sie Ihrem Wein eine Chance.
Text: Jürgen Schmücking
Jürgen Schmücking ist Fotograf und Journalist, rastloser Reisender in Sachen Wein, Destillate und Kulinarik. Das Notizbuch immer dabei, die Kamera stets schussbereit. Seine Reportagen und Kolumnen erscheinen in den Magazinen All You Can Eat, BIORAMA, Falstaff, Lebensart, slow und schluck. Er lebt, trinkt und arbeitet (meistens) in Tirol.
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